4 2010 n n Energiekonzepte der Zukunft Tulevaisuuden energiayhteistyö
28. 1. 1. 2. 2011 The World of Event Decoration Juhlakoristelun lumoa. Hanki uutta hohtoa ja vielä enemmän mielikuvitusta tuotetarjontaasi. Christmasworldissä juhlakoristelun suurimmilla kansainvälisillä messuilla voit tutustua koko vuoden juhlatarviketarjontaan ja ainutlaatuiseen valikoimaan uutuustuotteita ja trendejä. Pääsylippuja ja lisätietoja www.christmasworld.messefrankfurt.com
Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Neues Jahr wünscht Ihre Deutsch-Finnische Handelskammer God Jul och ett framgångsrikt Nytt År önskar Tysk-Finska Handelskammaren Hyvää Joulua ja menestyksellistä Uutta Vuotta toivottaa Saksalais-Suomalainen Kauppakamari
Sisältö Saksankieliset sivut: Mitteilungen der Deutsch- Finnischen Handelskammer Kauppakamarin jäsenlehti ilmestyy neljä kertaa vuodessa. Se lähetetään jäsenistölle maksutta. Tekstiä lainattaessa lähde aina mainittava. Painos: 2000 Hallituksen puheenjohtaja: Robert Lorenz-Meyer Toimitusjohtaja: Manfred Dransfeld Toimitus: Riitta Ahlqvist Bernd Fischer Anja Kontturi Mariaana Rainerla-Pulli Ilmestymispäivä: 7. joulukuuta 2010 Ilmoitusmyynti: Maija-Liisa Saksa Sana-Saku Oy Puh. (09) 547 1391 maija-liisa@sana-saku.fi Layout: Adverbi Oy Painopaikka: Hannun Tasapaino Oy Painettu ympäristöystävälliselle paperille Novatech Easy Matt, Galerie Art Gloss ISSN 1236-360X Saksalais-Suomalainen Kauppakamari Mikonkatu 25 PL 83 00101 Helsinki Puh. (09) 6122 120 Faksi (09) 642 859 info@dfhk.fi www.dfhk.fi DFHK-Tapahtumakalenteri 14. toukokuuta 2011 Liikesaksan kirjallinen koe 26. toukokuuta 2011 Saksalais-Suomalaisen Kauppakamarin vuosikokous Helsingissä 26. syyskuuta 2011 Saksalais-Suomalaisen Kauppakamarin syyskokous Wilhelmshavenissa Premium Partner 6 Kauppakamarin syyskokous ensimmäistä kertaa Offenbachissa 8 Otteita René Nybergin juhlaesitelmästä Offenbachissa 10 Kuvagalleria syyskokouksesta 11 Suomalaisia elintarvikkeita Saksan markkinoille 12 Talousuutiset 14 Kuvagalleria avoimien ovien päivästä 16 Suomalais-Saksalainen Energiapäivä 20 MW Power esitteli ensimmäiset moduloidut biomassavoimalaitokset Saksassa 21 Osakeyhtiön perustaminen Suomessa 22 Työntekijöiden lähettäminen Suomeen 23 jobxchange Kauppakamarin työnvälitys 24 Liikeyhteydet Suomenkieliset sivut: 27 Suomen terveysalan muutos avaa uusia markkinoita 29 Kauppakamarin syyskokous ensimmäistä kertaa Offenbachissa 30 Kuvagalleria syyskokouksesta 31 Kauppakamarin verkkosivut saivat uuden ilmeen 31 Ansiomerkki Berndt Brunowille 32 Kuvagalleria avoimien ovien päivästä 33 Suomalaisia elintarvikkeita Saksan markkinoille 10 yrityksen voimin 34 Talousuutiset 35 Saksan talouskasvu ripeintä euroalueella 36 Suomalais-Saksalainen Energiapäivä 41 Messu-uutisia Suomalais-Saksalainen Energiapäivä osoitti Helsingissä 23. marraskuuta, miten moninaisia yhteistyömahdollisuuksia energia-ala tarjoaa suomalaisille ja saksalaisille yrityksille, esimerkkinä tuuli- ja aurinkoenergia. Kuva: Carsten Kykal Fotolia.com. 4 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
Inhalt Deutsche Seiten: 6 DFHK-Herbsttagung erstmals in Offenbach 7 Bundesverdienstkreuz für Berndt Brunow 7 Internetseite der DFHK mit neuem Layout 8 Finnland, wie ein Modernisierungspartner von Russland Auszüge aus dem Festvortrag von Botschafter a.d. René Nyberg 10 Fotogalerie von der DFHK-Herbsttagung 11 Finnische Spezialitäten für den deutschen Markt DFHK startet Lebensmittel-Exportnetzwerk 12 Wirtschaftsnachrichten 14 Fotogalerie vom Tag der offenen Tür 16 Finnisch-Deutscher Energietag 20 MW Power präsentierte erste Modul-Biokraftwerke in 21 Die Gründung einer finnischen Aktiengesellschaft 22 Entsendung von Arbeitnehmern nach Finnland DFHK als Partner 23 jobxchange die Bewerberdatenbank der DFHK 24 Geschäftsvermittlungen Finnische Seiten: 27 Vermarktungshilfeprogramm Gesundheitswirtschaft 29 DFHK-Herbsttagung in Offenbach 30 Fotogalerie von der Herbsttagung 31 DFHK intern 32 Fotogalerie vom Tag der offenen Tür 33 Finnische Lebensmittel für den deutschen Markt 34 Wirtschaftsnachrichten 35 Wirtschaftswachstum in in der Eurozone am stärksten 36 Finnisch-Deutscher Energietag 41 Messeneuigkeiten DFHK-Terminkalender 14. Mai 2011 Prüfung Wirtschaftsdeutsch International in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Helsinki 26. Mai 2011 DFHK-Jahrestagung in Helsinki 26. September 2011 DFHK-Herbsttagung in Wilhelmshaven Mitteilungen der Deutsch-Finnischen Handelskammer Das Magazin erscheint vier mal jährlich. Die Abgabe erfolgt kostenlos an Mitglieder. Nach druck nur mit Quellen angabe. Auflage: 2000 Präsident: Robert Lorenz-Meyer Geschäftsführer: Manfred Dransfeld Redaktion: Riitta Ahlqvist Bernd Fischer Anja Kontturi Mariaana Rainerla-Pulli Redaktionsschluss: 7. Dezember 2010 Anzeigen Verwaltung: Maija-Liisa Saksa (FI) Sana-Saku Oy Tel. +358-9-547 1391 maija-liisa@sana-saku.fi Layout: Adverbi Oy Druck: Hannun Tasapaino Oy Gedruckt auf umwelt freund lichem Novatech Easy Matt, Galerie Art Gloss ISSN 1236-360X Deutsch-Finnische Handelskammer Mikonkatu 25 Postfach 83 FI-00101 Helsinki Tel. +358-9-612 212-0 Fax +358-9-642859 Der Finnisch-Deutsche Energietag am 23. November 2010 in Helsinki zeigte die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten auf, die sich im Bereich der Energie für deutsche und finnische Unternehmen bieten. Hierzu gehört nicht zuletzt die Zusammenarbeit in der Wind- und in der Sonnenenergie. Foto: Carsten Kykal Fotolia.com. E-Mail: info@dfhk.fi Internet: www.dfhk.fi Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 5
DFHK intern Kauppakamari Gute Stimmung herrschte auf der DFHK-Herbsttagung in Offenbach am Main. In der ersten Reihe von rechts nach links: DFHK-Gründungsgeschäftsführer Dr. Erik von Knorre, DFHK-Geschäftsführer Manfred Dransfeld, Regina Dransfeld sowie die DFHK-Vizepräsidenten Honorarkonsul Gunther Ranke und Kari Hietanen. DFHK-Herbsttagung erstmals in Offenbach Offenbach am Main war am 25. Oktober 2010 erstmals Schauplatz der Herbsttagung der Deutsch-Finnischen Handelskammer. In seiner Eröffnung ging DFHK-Präsident Robert Lorenz-Meyer zunächst auf die engen Verbindungen der DFHK zur IHK Offenbach am Main ein. So sei der Gründungsgeschäftsführer der DFHK, Dr. Erik von Knorre, nach seiner Zeit in Helsinki viele Jahre Hauptgeschäftsführer der IHK Offenbach gewesen und deren heutige Hauptgeschäftsführerin Eva Dude gehöre bereits seit längerem dem Vorstand der DFHK an. Dank der Organisation der IHK Offenbach, so DFHK-Präsident Lorenz- Meyer weiter, konnten wir heute Vormittag auch den Frankfurter Flughafen besichtigen. Es wurde uns dabei wieder einmal bewusst, in welch zentraler Lage Europas wir uns hier im Rhein-Main- Gebiet befinden. Auch für viele Finnen ist der Rhein-Main-Flughafen ein oft besuchter Ziel- oder Umsteigeflughafen. Sechs Non-Stop-Flüge pro Tag von Frankfurt nach Helsinki zeugen von dem regen Geschäftsverkehr in Richtung Finnland. Insgesamt gibt es zwischen deutschen und finnischen Flughäfen sogar 27 Non-Stop-Verbindungen pro Tag. Gute Verkehrsverbindungen zwischen und Finnland sind eine essenzielle Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf des Handels zwischen unseren beiden Ländern. Als Reeder lassen Sie mich ergänzen, dass hierzu natürlich auch die zuverlässigen Schiffsverbindungen beitragen, durch die Finnland von deutschen Häfen aus in nicht einmal 30 Stunden erreichbar ist. In diesem Zusammenhang möchte ich hier im Binnenland kurz auf eine Frage eingehen, die derzeit in Norddeutschland und in Finnland alle an der Schifffahrt beteiligten Akteure im deutsch-finnischen Handel bewegt. Es geht dabei um die ab 2015 in Nord- und Ostsee vorgesehene weitere Senkung des Schwefelgehaltes beim Schiffstreibstoff, was zu einer drastischen Erhöhung der Transportkosten führen würde Wir haben uns daher als Deutsch- Finnische Handelskammer an die Verkehrsminister in und Finnland gewandt, um klar zu machen, dass die notwendige Weitergabe der Kosten an die Kunden zu einer kaum gewünschten Verlagerung from road to sea führen würde und damit in einer ökologischen Gesamtbilanz nicht den beabsichtigten positiven, sondern einen negativen Effekt hätte. Enge Kooperation zwischen der IHK Offenbach und der DFHK Der Präsident der IHK Offenbach, Alfred Clouth, unterstrich in seinem Grußwort ebenfalls die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Kammern und führte dazu folgende Beispiele auf: Im letzten Jahr fand eine Informations- und Kontaktreise exklusiv für nordeuropäische Entscheidungsträger aus dem Bau- und Energiesektor sowie für Fachreferenten aus der Politik nach 6 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
DFHK intern Kauppakamari Offenbach statt. Anfang dieses Jahres besuchten uns 34 finnische Unternehmerinnen aus den Bereichen Kunsthandwerk, Bekleidung und Mode sowie Gastronomie. Sie führten Gespräche mit Unternehmerinnen und besuchten das Offenbacher Einkaufszentrum KOMM sowie das Bekleidungshaus M. Schneider. Im November wird zum ersten Mal eine Unternehmerdelegation im Bereich der Zahnmedizin nach Finnland reisen. Hier hat die IHK Offenbach federführend in Hessen das gemeinsame Projekt mit der AHK vorbereitet und beworben. Dies zeigt, dass AHKs und IHKs ein erfolgreiches Netzwerk bilden und dass sie in gemeinsamen Projekten einen Mehrwert für die Unternehmen bieten. Damit die genannten und zukünftigen Projekte gut und reibungslos ablaufen, haben wir auch den Personalaustausch zwischen beiden Kammern intensiviert. exportorientierte schnelle Erholung und etwas gemäßigtere Wachstumsraten für die nächsten Jahre voraus. Die Konjunkturkurven der finnischen Wirtschaft folgen somit auch jetzt den in vorgezeichneten Trends. Eine gute Nachricht für Finnland sind die jüngsten Signale einer wachsenden Binnennachfrage in. Die Ähnlichkeiten zwischen unseren beiden Ländern beschränken sich nicht nur auf die Strukturen der Wirtschaft. Auch in der Europäischen Union waren sich unsere beiden Länder über die Schlussfolgerungen, die aus der Wirtschafts- und Finanzkrise gezogen werden müssen, sehr weitgehend einig. Trotz der guten Wachstumsprognosen ist es wichtig, dass der öffentliche Haushalt auf eine nachhaltige Grundlage gestellt wird und zwar vor den nächsten Turbulenzen in der globalen Wirtschaft. Den Festvortrag (siehe folgende Seite) hielt Botschafter a.d. René Nyberg, Geschäftsführer des East Office of Finnish Industries, das die Interessen finnischer Unternehmen auf dem russischen Markt vertritt. n Export sorgt für konjunkturelle Erholung Der finnische Botschafter in Berlin, Harry Helenius, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass sich die Weltwirtschaft schneller als erwartet von der tiefen Rezession erholt habe. Dies, so Botschafter Helenius weiter, hat sich insbesondere in gezeigt, aber auch in Finnland sieht es jetzt danach aus, dass der Aufwärtstrend früher und stärker als erwartet kommt. Dies ist natürlich keine Neuigkeit, denn die Strukturen unserer Wirtschaften haben große Ähnlichkeiten. Die aktuellen Prognosen für beide Länder sagen eine Beim Eintrag ins Gästebuch der IHK Offenbach am Main. In der ersten Reihe von links nach rechts: Botschafter Harry Helenius, DFHK-Präsident Robert Lorenz-Meyer, Botschafter a.d. René Nyberg. Dahinter von der IHK Offenbach Markus Weinbrenner, Leiter des Geschäftsbereichs International, und Hauptgeschäftsführerin Eva Dude sowie DFHK-Geschäftsführer Manfred Dransfeld. Bundesverdienstkreuz für Berndt Brunow Berndt Brunow, Vizepräsident der DFHK, ist mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet worden. Das Bundesverdienstkreuz wurde Berndt Brunow, der von 2007 2009 Präsident der DFHK war, am 30. September 2010 von Botschafter Dr. Peter Scholz im Rahmen einer kleinen Feier in der Deutschen Botschaft in Helsinki überreicht. Mit dieser Auszeichnung wurde Berndt Brunow für seine zehnjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand der Kammer sowie für seinen persönlichen Einsatz für die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen und Finnland geehrt. Internetseite der DFHK mit neuem Layout Die Internetseite der Deutsch- Finnischen Handelskammer (www.dfhk.fi) präsentiert sich in einem neuen Gewand. Die DFHK gehört damit zu den ersten Auslandshandelskammern (AHK), die das zukünftig für alle AHKs geltende moderne Layout eingeführt haben. Mit der neuen Internetseite, die wie bisher in Deutsch und in Finnisch erscheint, möchten wir unsere Leser schnell, kompakt und übersichtlich über unsere Dienstleistungen und Veranstaltungen sowie über das Wirtschaftsgeschehen in Finnland bzw. informieren. Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 7
DFHK intern Kauppakamari Finnland, wie ein Modernisierungspartner von Russland Auszüge aus dem Festvortrag von Botschafter a.d. René Nyberg, Geschäftsführer des East Office of Finnish Industries, auf der Herbsttagung der Deutsch-Finnischen Handelskammer am 25. Oktober 2010 in Offenbach am Main Es wäre vermessen, Finnland mit Russland zu vergleichen. Bereits ein Vergleich mit hinkt. Das ungleiche Verhältnis bei der Bevölkerungszahl ist ja allen bekannt. Grob gerechnet beläuft sich das Verhältnis bezogen auf die Bevölkerung zwischen Finnland und Russland auf 1:30 und zwischen Finnland und auf 1:15. Statistisch gesehen ist der wichtigste Handelspartner Russlands, wenngleich China den Vorsprung schnell aufholt. Ich erinnere mich gut daran, als der damalige russische Ministerpräsident Michail Kasjanow im Jahre 2001 bei den Opernfestspielen in Savonlinna Gast seines finnischen Amtskollegen Paavo Lipponen war. Als Kasjanow zur Presse sprach und die Handelszahlen zwischen Finnland und Russland behandelte, verglich er sie überraschend mit den entsprechenden Zahlen zwischen Russland und. Er stellte vorwurfsvoll fest, dass für Russland ein vier Mal so großer Handelspartner sei wie Finnland. Das Schmunzeln der Gastgeber brachte Kasjanow dazu, zuzugeben, dass dieses Verhältnis eigentlich gar nicht so schlecht sei. Der Anteil Finnlands am russischen Gesamtexport belief sich im Jahre 2009 auf etwa 3 % und am russischen Gesamtimport auf gut 2 %. Finnland war für Russland das zwölftwichtigste Export- und das elftwichtigste Importland. Dem russischen Statistikamt zufolge belief sich das Handelsvolumen zwischen Finnland und Russland im Jahre 2008 auf gut 22 Milliarden US-Dollar Botschafter a.d. René Nyberg wies in seinem Festvortrag u.a. auf den gewaltigen Erneuerungsbedarf für die russische Energie-Infrastruktur hin. und im Jahre 2009 auf gut 13 Milliarden US-Dollar. Die entsprechenden Zahlen für den russisch-deutschen Handel betrugen 67 Milliarden US-Dollar und 40 Milliarden US-Dollar. Nach diesen Zahlen, die den Handel in beide Richtungen umfassen, ist für Russland als Handelspartner drei Mal so groß wie Finnland. Betrachtet man nur den Export nach Russland ist allerdings etwa fünf Mal so wichtig wie Finnland. Der Handel zwischen Finnland und Russland beruht weitgehend auf dem relativen Vorteil und einer sich gegenseitig ergänzenden Handelsstruktur. Die Struktur sowohl beim finnischen Export nach Russland als auch beim finnischen Import aus Russland entspricht den Erwartungen. Eingeführt werden Energie und Rohstoffe, die Ausfuhr wiederum setzt sich aus hoch veredelten Industrieprodukten, Elektronik, Maschinen und Geräten sowie Lebensmitteln zusammen. Insbesondere in die Region St. Petersburg liefert Finnland auch Frischwaren wie zum Beispiel frische Milch. Der Export nach Russland spielt speziell für kleinere und mittlere finnische Unternehmen eine wichtige Rolle. Bei den finnischen Großunternehmen ist der Export nach Russland zum Teil durch Investitionen in die lokale Produktion ersetzt worden. Die großen finnischen Unternehmen beliefern Russland auch aus anderen Ländern als nur aus Finnland. So kommen beispielsweise Handys von Nokia aus Ungarn und die Aufzüge von Kone aus China. Da Finnland ein Investitionsgüterproduzent ist, waren die Auswirkungen der Krise auf den Export größer als bei den Ländern, die viele Konsumgüter produzieren. Unterschiedliche Investitionsstruktur Aufschlussreich ist ein Blick auf die Investitionen. Die ausländischen Investitionen in Russland sind international gesehen nach wie vor gering und verblassen gegenüber den entsprechenden Zahlen für China. Das gleiche gilt für Mittel- und Osteuropa. Bezogen auf 8 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
DFHK intern Kauppakamari seine Bevölkerungszahl ist Finnland der mit Abstand größte Investor in Russland. Die finnischen Unternehmen sind auch beachtliche Arbeitgeber in Russland, vor allem in Nordwestrussland. Nach Schätzung des East Office belaufen sich die in Russland getätigten Investitionen finnischer Unternehmen kumulativ auf einen Wert von 7 8 Milliarden Euro. Die größte Einzelinvestition in Höhe von etwa 3 Milliarden Euro ist die Investition von Fortum in die russische Strom- und Wärmeerzeugung. Der Erwerb des im Ural und in Westsibirien tätigen Stromversorgers TGK-10 durch Fortum war eine historische Investitionsentscheidung, die in Finnland anfangs kritisiert wurde. Ich selbst bin überzeugt davon, dass das größte Risiko bei der Investition von Fortum das Länderrisiko ist. Eine ähnlich große Investition von 3 4 Milliarden Euro in die russische Energieproduktion haben lediglich E.On und Enel getätigt. Die sonstigen finnischen Investitionen sind hauptsächlich in die drei folgenden Bereiche gegangen: in die Bauwirtschaft, in der der finnische YIT-Konzern der größte ausländische Wohnungsbauer ist, in den Einzelhandel, in der die finnische KESKO in St. Petersburg Marktführer bei Baumärkten ist und Fazer mit seiner Marke Hlebny Dom den St. Petersburger Brotmarkt erneuert hat sowie in die Logistik, in der der Itella- Konzern (früher Finnische Post) gewissermaßen dem Internationalisierungsbeispiel der Deutschen Post (durch DHL) gefolgt ist und sich durch Unternehmenskäufe aggressiv in Russland erweitert hat und damit zum führenden Anbieter von Lagerlogistik in Russland aufgestiegen ist. Es fällt auf, dass die Struktur unserer Investitionen in Russland genau das Gegenteil der Struktur unserer Investitionen in Europa, Amerika bzw. in Asien (China, Indien usw.) darstellt. Auf diesen Märkten konzentrieren sich die finnischen Investitionen auf die Verarbeitende Industrie: auf Papier- und Zellstofffabriken (UPM und Stora Enso), auf die Elektronikindustrie (Nokia) sowie den Maschinenbau (Kone, Konecranes, Metso, Wärtsilä). Die führenden Unternehmen unserer Verarbeitenden Industrie waren bislang nicht gewillt, in Russland zu investieren, sondern halten an dem herkömmlichen Warenhandel fest. Ganz allgemein zeugt der relativ geringe Umfang der ausländischen Investitionen in Russland von den Hindernissen, die wohlbekannt sind. Die gleichen Ursachen dürften jedenfalls teilweise dazu beigetragen haben, warum die finnische Industrie weiterhin sofern möglich lieber nach Russland exportiert als dort investiert. Russland ist in geschäftlicher Hinsicht in vieler Beziehung ein schwieriger Markt für ausländische Akteure. Russland ist zwar eine Marktwirtschaft, aber kein Rechtsstaat. Die Korruption ist als Teil der Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend institutionalisiert und leider eine zunehmende Erscheinung. Die Rechtssicherheit bei Investitionen und im Handel ist nach wie vor unzureichend, wenngleich es ausländischen Unternehmen gelungen ist, sich insbesondere bei Steuerfällen bei russischen Gerichten erfolgreich durchzusetzen. WTO-Mitgliedschaft Russlands in Sicht Ein erhebliches Investitionshindernis ist die Verzögerung der Mitgliedschaft Russlands in der Welthandelsorganisation WTO, was insbesondere die Investitionspolitik großer Börsenunternehmen und ihre Möglichkeiten, in Russland zu investieren, einengt. Sämtliche europäischen Handelspartner Russlands, u.a. auch Finnland und, wünschen sich eine möglichst rasche Mitgliedschaft Russlands in der WTO. Bei den WTO-Verhandlungen im September und Oktober konnten beachtliche Fortschritte für einen Beitritt Russlands erzielt werden. Anatoli Tschubais war jedenfalls optimistisch, als er am 5. Oktober vor dem Vorstand des East Office sprach. Der zu den stärksten Befürwortern eines WTO-Beitritts zählende Tschubais vertrat die Ansicht, dass es zwischen Russland und den USA zu einem Durchbruch gekommen und eine WTO-Mitgliedschaft Russlands jetzt erstmals wirklich in Sicht sei. Die WTO-Mitgliedschaft ist für die Modernisierung der russischen Wirtschaft ein logischer und notwendiger Schritt. Die WTO-Mitgliedschaft eröffnet auch die praktische Möglichkeit für die Entwicklung einer Modernisierungspartnerschaft zwischen der EU und Russland. Sie öffnet ferner den Weg für einen Freihandelsvertrag zwischen der EU und Russland und zur OECD Mitgliedschaft. Der Begriff Modernisierungspartnerschaft stammt aus den Wirtschaftsbeziehungen zwischen und Russland. Das Urheberrecht lässt sich nicht bezweifeln. Modernisierung beschreibt die realen wirtschaftlichen und politischen Bedürfnisse Russlands und interessiert Finnland genauso wie andere wichtige europäische Handelspartner Russlands. Zahlreiche bedeutende staatlich geleitete Projekte enthalten ein starkes Modernisierungselement. Ein ausgezeichnetes Beispiel für eine Modernisierungspartnerschaft ist das außerhalb von Moskau gelegene Wissenschafts- und Technologiezentrum Skolkowo, das sowohl Laboratorium als auch Katalysator bei der Erneuerung der russischen Forschungstätigkeit sein soll. Nokia gehört zu den Gründungsmitgliedern, und sowohl Nokia als auch Nokia Siemens Networks beabsichtigen, dort Forschungseinheiten einzurichten. Ein zweites Beispiel für die Modernisierungspartnerschaft ist die Zusammenarbeit im Bereich der Energieeffizienz. Ich selbst bin Vorsitzender des finnischrussischen Energieklubs. Russland ist gerade dabei, auch mit anderen Ländern entsprechende Partnerschaften zu schließen. hat bereits die Russisch-Deutsch-Energieagentur Rudea gegründet, die sich ausdrücklich auf Projekte zur Energieeffizienz konzentriert. Neben Finnland sind auch Dänemark, Italien und Frankreich schon weit fortgeschritten, um mit entsprechenden Aktivitäten zu beginnen. Der Ausgangspunkt bei den Zusammenarbeitsprojekten mit Finnland im Bereich der Energieeffizienz ist für Russland ganz praxisnah. Russland ist viel zu abhängig von zu billig kalkuliertem Gas. Bislang nutzt es seine umfangreichen Biomassereserven nicht, sondern transportiert schweres Heizöl oder sogar Kohle in abgelegene Gegenden, sogar in die Taiga, um dort in veralteten Kraftwerken Wärme und Strom für abgelegene Dörfer und Städte zu produzieren. Hoher Erneuerungsbedarf bei der Energieerzeugung Die russische Energieerzeugung schreit geradezu nach Erneuerung. Ohne die im Jahr 2008 begonnene historische Privatisierung der Energieerzeugung wäre es Russland kaum gelungen, das Kapital anzulocken, das notwendig ist, um die in ausgesprochen schlechten Zustand geratene Energie-Infrastruktur Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 9
Fotogalerie Kuvagalleria DFHK-Präsident Robert Lorenz-Meyer (links) im Gespräch mit DFHK-Vorstandsmitglied Jens Broder Knudsen und Honorarkonsul Prof. Dr. Alexander Riesenkampff. Von links nach rechts: Eva Dude, Hauptgeschäftsführerin der IHK Offenbach am Main, Jukka Nikulainen von der Finnischen Botschaft, DFHK-Vorstandsmitglied Esa Kaunistola und Rechtsanwalt Karl-Friedrich von Knorre, Vorsitzender der Finnisch-Deutschen Handelsgilde Frankfurt am Main. Die beiden früheren DFHK-Präsidenten Claus-Achim Eschke (links) und Martin Granholm (rechts) im Meinungsaustausch mit Botschafter Harry Helenius. DFHK-Gründungsgeschäftsführer Dr. Erik von Knorre (links) und Mikael Helle, Stellv. Geschäftsführer der DFHK. Dagmar Wülknitz von NRW.INVEST und Dr. Timo Karsten, Vorsitzender der Finnisch-Deutschen Handelsgilde NRW. Großes Interesse fand die Präsentation der Fraport AG und anschließende Besichtigung des Frankfurter Flughafens. 10 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
DFHK intern Kauppakamari zu modernisieren. Der Erneuerungsbedarf wird in politischen Reden sowie bei Entwicklungsprojekten auf föderaler und regionaler Ebene hervorgehoben, doch befindet sich die praktische Umsetzung erst am Anfang. Zu tun gibt es bei der Modernisierung genug, darin sind wir uns alle einig. Anfang September nahm ich am Baikal- Wirtschaftsforum in Irkutsk teil. Keynote Speaker bei dem Roundtable-Gespräch, das sich auf die Infrastruktur konzentrierte, waren der russische Verkehrsminister sowie aus China der Stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, der gleichzeitig die chinesische Energiebehörde leitet. Der Gast verwies auf ein chinesisches Sprichwort: Wenn du reich sein willst, bau zuerst eine Straße. Um seine Botschaft zu verdeutlichen, fügte er hinzu, dass der Kern der chinesischen Modernisierungspolitik der Aufbau der Infrastruktur sei. Er verwies u.a. auf den russisch-chinesischen Grenzfluss Amur und stellte fest, dass bislang noch keine einzige Brücke über den Grenzfluss gebaut worden sei. Die Botschaft war eindeutig. St. Petersburg und ganz Nordwestrussland zählen zu den Infrastruktur- Knotenpunkten Russlands. St. Petersburg ist der größte Hafen Russlands und des gesamten Ostseeraums. Das in einer Ecke des Finnischen Meerbusens gelegene Primorsk (auf Finnisch Koivisto) ist der größte Ölexporthafen Russlands. Die bis Greifswald reichende Nord Stream-Gas- Pipeline geht bei Wiborg in die Ostsee. Die eisfreie Küste von Murmansk ist auch das Zentrum der arktischen Schifffahrt für ganz Russland. Von dort werden die großen Kohlewasserstoffvorkommen der Barentssee wie das Stockmann-Feld erschlossen werden, dessen Erschließung sich allerdings noch ins nächste Jahrzehnt verschieben könnte, sofern sich die Lage auf dem Markt bezüglich des Schiefergases nicht wesentlich ändern sollte. Um das Stockmann-Feld erschließen zu können, sind außerordentlich hohe Investitionen in die Infrastruktur von Murmansk und die gesamte Kola-Region notwendig. Bei der Entwicklung des Energiesektors und der damit verbundenen Infrastruktur stehen in Zukunft in Russland umfangreiche Investitionen bevor, für die es technologisches Wissen und Know-how aus dem Ausland benötigt. n Finnische Spezialitäten für den deutschen Markt DFHK startet Lebensmittel-Exportnetzwerk Beeren, Süßwasserfische oder kaltgeräucherte Rentierfilets die reiche Natur Finnlands bietet naturnahe, köstliche Produkte, die in teils unbekannt sind. Finnische Spezialitäten sollen deshalb auch Finnische Produkte für den deutschen Markt Rentierfleisch und -fleischprodukte Feinste Beerenmarmeladen und konzentrierte Beerenmehle Kaltgepresstes Bio-Rapsöl sowie Beerenweine und -liköre Finnische Süßwasserfische und -fischprodukte Vorgegarte Weißkohlblätter sowie gefüllte Kohlrouladen nach verschiedenen Rezepturen Propolis ein antibiotisch und heilend wirkendes Naturprodukt von Bienen Teige, herzhaft oder süß gefüllte Plundergebäcke, finnische Aufläufe und Soßenkonzentrate Leckere Kartoffelspezialitäten Hochwertige Fertigprodukte aus Wildfleisch Gluten- und laktosefreie Backwaren, finnische Backspezialitäten den deutschen Markt erobern, so das Ziel eines jetzt gestarteten Exportnetzwerks der Deutsch-Finnischen Handelskammer. Zehn finnische Unternehmen haben sich der Initiative angeschlossen. Neben der Suche deutscher Partner im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Einzelhandel gehören Vermarktungsaktionen wie Journalistentreffen oder Verkostungen zu den kommenden Aktivitäten des Netzwerks. Lebensmittel aus Finnland stimmen ideal mit den aktuellen Verbrauchertrends hin zu einer gesunden und herkunftsbewussten Ernährung überein. Vor allem sind es kleine und mittelständische Unternehmen mit einem engen Bezug zu ihrer Region, die individuelle und innovative Produkte von höchster Qualität entwickelt haben. Die Vitalität des Nordens vereinigt mit modernsten Produktionsverfahren sowie eine hohe Kompetenz in der Lebensmittelforschung kennzeichnen die Branche. Den entscheidenden Unterschied aber macht die finnische Natur: Die Winter sind lang, was eine chemische Behandlung der Felder oft unnötig macht und zur besonderen Reinheit finnischer Produkte beiträgt. Die Wachstumsperioden in den Sommermonaten sind kurz und intensiv, was Landwirtschaftserzeugnissen ihr besonderes Aroma verleiht. Und auch bei gesundheitsfördernden und diätetischen Lebensmitteln sind finnische Lebensmittelhersteller führend. Das Angebot an laktosefreien Milchprodukten und glutenfreien Backwaren ist ungleich größer als in. Für Menschen mit Nahrungsunverträglichkeiten ist Finnland deshalb schon lange als Paradies bekannt. Kontakt: Marjaana Saurila Tel.: +358 9612212 12 marjaana.saurila@dfhk.fi Frank Irmscher Tel.: +358 9612212 38 frank.irmscher@dfhk.fi Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 11
Wirtschaftsnachrichten Talousuutiset Finland Convention Bureau zur Finnischen Zentrale für Tourismus Das Finland Convention Bureau, dessen Aufgabe die Vermarktung internationaler Kongresse in Finnland ist, wird zum 1. Januar 2011 in die Finnische Zentrale für Tourismus (MEK) eingegliedert. Finnland gehört bereits seit zwei Jahrzehnten zu den zwanzig führenden Kongressländern der Welt. Pro Jahr werden mehr als 100 Mio. an Reiseeinnahmen aus der Durchführung von Kongressen in Finnland erzielt. Für die Finnische Zentrale für Tourismus wird der Bereich Meetings industry daher einen Schwerpunkt bei ihrer Tätigkeit bilden, den Tourismus nach Finnland zu fördern. Valmet Automotive übernimmt Karmann-Dachsparte Der finnische Auftragsfertiger Valmet Automotive hat die Dachsparte des insolventen Autozulieferers Karmann in Osnabrück übernommen. Valmet Automotive ist eine hundertprozentige Tochter des finnischen Technologiekonzerns Metso und hat sich bereit erklärt, bis Ende 2014 in seinen neuen Standort Osnabrück insgesamt mindestens 5 Mio. zu investieren. Der Kleinserienspezialist Valmet produziert im finnischen Uusikaupunki derzeit den Sportwagen Porsche Cayman, den elektrischen Golfwagen Garia sowie das Elektroauto Think City. Mit dem Allegro in dreieinhalb Stunden von Helsinki nach St. Petersburg Ab 12. Dezember 2010 verkehren zwischen Helsinki und St. Petersburg Hochgeschwindigkeits-Züge. Die finnischen Pendolino-Züge, die den Namen Allegro tragen, brauchen für die 443 km lange Strecke nur noch dreieinhalb Stunden, nachdem die Fahrzeit bislang sechs Stunden betrug. Besonders viel Zeit wird auf dem russischen Streckenabschnitt gut gemacht: Von St. Petersburg bis zur Grenze schafft es der Allegro mit einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h in 90 Minuten. Gegenwärtig dauert es noch doppelt so lang. Auf finnischem Territorium beschleunigt der Zug dann sogar bis auf 220 km/h. Viel Zeit wird aber auch bei den Grenzkontrollen gespart, die jetzt während der Fahrt vorgenommen werden. Zunächst sind zwei Abfahrten pro Tag geplant: Um 10.00 und um 15.00 aus Helsinki sowie um 6.40 Uhr und 15.25 Uhr aus St Petersburg. Der Allegro besteht aus sieben Wagen mit 344 Plätzen, 48 davon in der 1. Klasse. Der Fahrpreis soll bei 84 Euro in der 2. Klasse bzw. bei 134 Euro in der 1. Klasse liegen. Deutscher Logistik-Preis für Nord Stream Die Nord Stream AG mit Sitz im schweizerischen Zug ist mit dem Deutschen Logistik-Preis 2010 ausgezeichnet worden. Der von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) verliehene Preis wurde im Rahmen des 27. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin überreicht. Die Jury würdigte das Logistikkonzept der von Nord Stream gebauten Erdgas-Pipeline durch die Ostsee. Durch den Bau zweier neuer Röhrenummantelungswerke in Mukran auf Rügen und im finnischen Kotka sowie drei Zwischenlägern in Ostseehäfen hatte das Unternehmen 60 Mio. an Transportkosten gespart und mehr als 600 neue Arbeitsplätze geschaffen. 12 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
Wirtschaftsnachrichten Talousuutiset Allure of the Seas in Turku vom Stapel gelaufen Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die Allure of the Seas, lief Ende Oktober 2010 auf der STX-Werft in Turku vom Stapel. Seit 1. Dezember 2010 wird der Luxusliner von der Reederei Royal Carribean für Kreuzfahrten in der Karibik eingesetzt. Mit 362,05 Metern ist die Allure of the Seas sogar noch um wenige Zentimenter länger als ihr Schwesterschiff Oasis of the Seas, das ebenfalls in Turku gebaut wurde und vor einem Jahr ihren Dienst aufnahm. Die 225.220 BRT große Allure of the Seas hat auf 16 Decks in 2700 Kabinen Platz für insgesamt 6.300 Passagiere, die von mehr als 2.000 Crewmitgliedern betreut werden. Viking Line bestellt neue Passagierfähre Die finnische Reederei Viking Line hat bei STX Finland den Bau eines neuen Fährschiffs zum Preis von 240 Mio. in Auftrag gegeben. Die 210 m lange Fähre wird 870 Kabinen für 2.800 Passagiere haben und zwischen Turku und Stockholm verkehren. Das Schiff wird auf der STX-Werft in Turku gebaut und soll Anfang 2013 abgeliefert werden. Um die Abgasemissionen zu reduzieren, wird die Fähre aller Voraussicht nach mit Flüssiggas betrieben und so nach Aussage der Werft das umweltfreundlichste Kreuzfahrtschiff der Welt sein. Zunehmende Kontrollen hinsichtlich der Beschäftigung von entsandten Mitarbeitern in Finnland In Finnland haben in den letzten Monaten die Kontrollen hinsichtlich der Beschäftigung von entsandten Arbeitnehmern durch die finnische Arbeitsschutzbehörde zugenommen. Deutsche Unternehmen, die Arbeitnehmer von nach Finnland entsenden, sollten daher am besten bereits vor der Entsendung der Arbeitnehmer sicherstellen, dass insbesondere die Bestimmungen des finnischen Arbeitnehmerentsendegesetzes eingehalten werden. Die Rechtsabteilung der Deutsch-Finnischen Handelskammer steht bei arbeitsrechtlicher Vertragsgestaltung und bei Fragen hinsichtlich der Einhaltung der Bestimmungen des finnischen Arbeitnehmerentsendegesetzes als Ansprechpartner zur Verfügung. Auf Anfrage erteilt die Rechtsabteilung (Mikko Saarve, Tel. +358 9 6122 1247) deutschen Unternehmen Informationen dazu, was bei der Entsendung von Arbeitnehmern nach Finnland im Einzelnen zu beachten ist. Finnische Industrie weiter optimistisch Dem im November 2010 veröffentlichten Konjunkturbarometer des Hauptverbandes der Finnischen Wirtschaft (EK) zufolge erwarten derzeit 22 % der finnischen Industrieunternehmen eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. 10 % gehen von einer Verschlechterung aus, während sich 68 % unentschieden zeigten. Der aussagekräftige Stimmungssaldo, der sich aus der Differenz zwischen positiven und negativen Einschätzungen errechnet, lag damit bei +12 Punkten. Bei der letzten Umfrage vor einem Vierteljahr hatte er noch bei +16 Punkten gelegen. Auftragseingang um 29 % gestiegen Seit dem Frühjahr dieses Jahres verzeichnet die finnische Industrie einen kräftigen Auftragsanstieg. Von April-September 2010 konnte die finnischen Industrieunternehmen 29 % mehr Aufträge hereinholen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Produktionszahlen der Industrie lagen um gut 6 % über dem entsprechenden Niveau des Vorjahres. Einhergehend mit der konjunkturellen Belebung hat sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert. Im Oktober 2010 belief sich die Zahl der Erwerbslosen auf 195.000, was einer Arbeitslosenquote von 7,4 % entsprach. Sie war damit um 0,9 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 13
Fotogalerie Kuvagalleria Am Tag der offenen Tür wurde eine Aquarell-Ausstellung von Mika Törönen (rechts) eröffnet. Links DFHK-Geschäftsführer Manfred Dransfeld. Zum Tag der offenen Tür am 16. November 2010 kamen rund 150 Mitglieder und Gäste in die DFHK. Auch Botschafter Dr. Peter Scholz (rechts) war zum Tag der offenen Tür in die Kammer gekommen. Mikko Saarve (links), Leiter der DFHK-Rechtsabteilung, und DFHK-Vorstandsmitglied Jyrki Saulo. Joachim Bussian (links), Leiter des Pressereferats der Deutschen Botschaft, im Gespräch mit Dolmetscherin Nina Domisch und Eva Himanen vom finnischen Handelsblatt Kauppalehti. 14 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
Wirtschaftsnachrichten Talousuutiset Hafengesellschaften von Kotka und Hamina fusionieren Die Stadtparlamente von Kotka und Hamina haben am 8. November 2010 die Fusion der Hafengesellschaften von Kotka und Hamina beschlossen. Die neue Gesellschaft unter dem Namen HaminaKotka Port Ltd. wird ihre Tätigkeit zum 1. Mai 2011 aufnehmen. Die Geschäftsführung wird in den Händen von Dr. Kimmo Naski liegen, dem Vorsitzenden des DFHK-Verkehrsausschusses und jetzigem Geschäftsführer des Hafen Kotka. Süßigkeitsteuer verteuert Süßwaren und Speiseeis In Finnland tritt zum 1. Januar 2011 eine Süßigkeitsteuer in Kraft. Sie wird sich auf 0,75 pro Kilo Süßwaren bzw. Speiseeis belaufen. Die Süßigkeitsteuer wird mit 0,075 pro Liter auch auf Erfrischungsgetränke erhoben und löst die so genannte Erfrischungsgetränkesteuer ab. Der finnische Staat erwartet sich durch die Süßigkeitsteuer jährliche Einnahmen in Höhe von insgesamt 135 Mio.. UPM Nordland Papier modernisiert Werk im Emsland Die im emsländischen Dörpen ansässige UPM Nordland Papier wird im nächsten Jahr mehrere Millionen Euro in die Modernisierung des Maschinenparks investieren. Die Tochtergesellschaft des finnischen UPM-Konzerns will mit den Neuanschaffungen nicht zuletzt die Energieeffizienz erhöhen. Hierzu zählt u.a. die Modernisierung der Trocknungssysteme einer Streichmaschine. Den zum Produktionsprozess notwendigen Zellstoff erhält das Werk mittlerweile in großen Mengen aus der Zellstofffabrik von UPM in Uruguay. Nordland Papier gehört mit einer Produktionskapazität von 1,5 Mio. Tonnen pro Jahr und rund 1.600 Mitarbeitern zu den größten Feinpapierwerken in Europa. Bilfinger Berger übernimmt finnische Oy Orpipe Ab Die Bilfinger Berger Industrial Services Group (BIS Group) hat die auf Rohrleitungsbau und Mechanik spezialisierte Oy Orpipe Ab in Porvoo übernommen. Die Oy Orpipe Ab, die mit rund 50 Beschäftigten einen Jahresumsatz von gut 11 Mio. erzielt, wird als BIS Production Partner Oy in die norwegische BIS Production Partner Group integriert. Porvoo, ca. 50 km östlich von Helsinki, ist in der Petrochemie mit Unternehmen wie Borealis und Neste Oil der größte Standort Finnlands und bietet Bilfinger Berger somit ein exzellentes Wachstumspotenzial auf dem finnischen Markt. Lufthansa testet Biokraftstoff von Neste Als weltweite erste Fluggesellschaft will die Deutsche Lufthansa einen Biotreibstoff im Linienverkehr erproben. Es handelt sich dabei um bio-synthetisches Kerosin auf Basis reiner Biomasse, das von der finnischen Neste Oil Oyj hergestellt wird. Neste verfügt über langjährige Erfahrung in der Produktion von Biokraftstoffen und arbeitet bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit Lufthansa zusammen. Der Test soll im April 2011 auf der Flugstrecke Hamburg- Frankfurt beginnen. Ein Triebwerk eines Airbus A321 wird dabei sechs Monate lang mit dem Kerosingemisch versorgt. Untersuchungen sollen dann ergeben, wie sich der Biotreibstoff auf die Wartung und die Lebensdauer des Triebwerks auswirkt. Es wird erwartet, dass bei der Verbrennung des Biokraftstoffs deutlich weniger Rußpartikel als bei herkömmlichem Treibstoff entstehen. Fristverlängerung beim Vorsteuer-Vergütungsverfahren Der EU-Ministerrat hat entschieden, dass Vorsteuer- Vergütungsanträge für das Kalenderjahr 2009 noch bis zum 31. März 2011 gestellt werden können. Ursprünglich war die Frist zum 30. September 2010 abgelaufen, doch technische Schwierigkeiten bei der Umstellung auf ein EU-einheitliches elektronisches Verfahren hatten den EU- Ministerrat bewogen, die Frist um ein halbes Jahr zu verlängern. Damit können auch deutsche Unternehmen, die sich finnische Vorsteuerbeträge vergüten lassen möchten, einen entsprechenden Antrag für das Kalenderjahr 2009 noch bis zum 31. März 2011 beim Bundeszentralamt für Steuern einreichen. Für Fragen zum Ablauf des Verfahrens steht in der DFHK Mikko Saarve, Tel. +358 9 6122 1247, gerne zur Verfügung. Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 15
Energie Energia Finnisch-Deutscher Energietag zeigte vielfältige Kooperationsmöglichkeiten auf Hans Sohlström, 1. Vizepräsident der DFHK, begrüßte die etwa 150 Teilnehmer auf dem Finnisch-Deutschen Energietag. Die DFHK veranstaltete am 23. November 2010 erstmals einen Finnisch- Deutschen Energietag, der mit rund 150 Fachteilnehmern eine überaus hohe Resonanz hatte. Die Veranstaltung fand im Scandic Marina Congress Center in Helsinki statt und war konzipiert als hochkarätiges Forum für den fachlichen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zu verschiedenen Energiethemen. In seiner Eröffnung unterstrich der 1. Vizepräsident der DFHK, Hans Sohlström, dass der Bereich Energie auch in den deutsch-finnischen Wirtschaftsbeziehungen eine immer wichtigere Rolle einnimmt. war, so Hans Sohlström weiter, in den ersten neun Monaten 2010 sowohl beim finnischen Export als auch beim finnischen Import der zweitwichtigste Handelspartner für Finnland. Beim finnischen Export lag Schweden an erster Stelle und beim finnischen Import nahm Russland den ersten Platz ein und zwar aufgrund seiner Energielieferungen in Form von Öl und Gas. Öl und Gas wird auch in Zukunft nicht nach Finnland liefern können. Doch bei allen anderen Energieformen ist schon jetzt ein wichtiger Partner für Finnland. Dies zeigt sich sowohl bei der Kernenergie als auch bei den erneuerbaren Energien und spiegelt sich nicht zuletzt in dem Programm des heutigen Energietages wider. Dem vor kurzem veröffentlichen World Energy Outlook der International Energy Agency (IEA) zufolge wird der weltweite Energieverbrauch in diesem Jahrzehnt um 20 % und bis 2035 um 36 Prozent steigen. Die fossilen Brennstoffe, also Erdöl, Erdgas und Kohle, werden selbst bei Berücksichtigung energiepolitischer Fortschritte die dominierenden Energieträger bleiben. Gleichwohl wird beispielsweise der Anteil von Erdöl laut IEA bis 2035 von 33 % auf 28 % sinken. Der Anteil der Kernkraft wird von 6 % auf 8 % steigen. Der Anteil erneuerbarer Energien wird sich von 7 % auf 14 % verdoppeln. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird sich zwischen 2008 und 2035 sogar verdreifachen. Der Umstieg auf Kernkraft, erneuerbare Energien und sonstige kohlenstoffarme Technologien wird den Kohlenstoffdioxidausstoß je erzeugter Stromeinheit bis 2035 um ein Drittel senken. Erneuerbare Energien tragen damit entscheidend dazu bei, den Kohlenstoffdioxidausstoß zu vermindern. Damit lassen sich auch die umfangreichen staatlichen Unterstützungen rechtfertigen, die notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren Energien zu erhöhen und deren technologische Weiterentwicklung zu fördern. Laut Schätzung der IEA beliefen sich die staatlichen Fördermittel für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Biokraftstoffen im letzten Jahr weltweit auf 57 Milliarden US- Dollar. Die staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe beliefen sich dagegen weltweit auf nicht weniger als 312 Milliarden US-Dollar und begünstigten so den Verbrauch und sicher auch die Verschwendung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe. Nach Berechnung der IEA würde die komplette Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe die Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis 2020 um 5,8 % senken. Wir können es daher nur begrüßen, dass sich die G-20-Staatsund Regierungschefs verpflichtet haben, die staatliche Subventionierung von fossilen Brennstoffen auslaufen zu lassen. Sämtliche 21 Fachvorträge des Finnisch-Deutschen Energietages finden sich in Form von englischsprachigen Power-Point-Präsentationen auf unseren Internetseiten www.dfhk.fi. Während wir uns im finnischen Teil dieses Kammermagazins auf Fachvorträge deutscher Experten konzentrieren, gehen wir im Folgenden näher auf die Kernaussagen in Vorträgen finnischer Redner ein, die die Perspektiven der finnischen Energiepolitik und -wirtschaft näher beleuchten. 16 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
Energie Energia Riku Huttunen, Finnisches Arbeits- und Wirtschaftsministerium Kernenergie in Finnland die jüngsten politischen Entscheidungen über neue Kraftwerke und die Entsorgung radioaktiver Abfälle Auf Kernenergie entfallen in Finnland 19 % des Gesamtenergieverbrauchs und 27,9 % der Stromerzeugung. Für Kernenergie sorgen in Finnland vier Kernreaktoren an zwei Standorten. Total Energy Consumption 2009* Total Energy Consumption 2009 Oil 25% Other 3% Net imports of electricity 3% Hydro and wind 3% power Bei den beiden Reaktoren in Loviisa handelt sich um Druckwasserreaktoren mit einer Nettoleistung von jeweils 488 MW. Sie werden von der Fortum Power and Heat Oy betrieben, die sich zu 51 % im Staatsbesitz befindet. Das Energieversorgungsunternehmen Teollisuuden Voima Oy (TVO), an dem Fortum mit 26 % beteiligt ist, betreibt in Olkiluoto zwei Siedewasserreaktoren mit einer Nettoleistung von jeweils 860 MW. Die Aufgabe von TVO ist es, Strom zum Selbstkostenpreis für seine Eigentümer zu erzeugen. Seit 2005 befindet sich der Reaktor Olkiluoto 3 im Bau und soll 2013 ans Netz gehen. Der Europäische Druckwasserreaktor EPR mit einer Leistung von 1.630 MW wird vom Konsortium Areva- Siemens gebaut. Im Rahmen einer Ergänzung des finnischen Kernenergiegesetzes wurde der Im- und Export radioaktiver Abfälle im Jahr 1994 verboten. Auch die Wiederaufbereitung von ausgedienten Brennelementen ist nicht zulässig. 5% Peat Grundsatzentscheidungen des Parlaments notwendig Coal Für den Bau neuer Kernkraftwerke ist 12% in Finnland laut Kernenergiegesetz eine Grundsatzentscheidung des Parlaments Natural gas in Form einer so genannten Decisionin-Principle (DiP) notwendig. In den 10% Wood fuels 20% Jahren 2008 und 2009 wurden beim Parlament drei Anträge auf Grundsatzentscheidungen eingereicht. Zwei Anträge Nuclear energy 19% stammten von den bisherigen Betreibern Electricity Supply Electricity by Supply Energy by Energy Sources 2009* Sources (80.8 2009 (80.8.TWh) Fortum und TVO, ein weiterer Antrag kam von der Fennovoima Oy. Alle drei Anträge erfüllten die Vorbedingungen, wozu positive Stellungnahmen der für die Standortwahl in Frage kommenden Kommunen, ein vorläufige positive Sicherheitseinschätzung der zuständigen Aufsichtsbehörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (STUK) sowie eine Umweltverträglichkeitsstudie zählten. Am 6. Mai 2010 traf zunächst die finnische Regierung die Grundsatzentscheidungen zugunsten des TVO Reaktors Olkiluoto 4 und über ein Kernkraftwerk von Fennovoima entweder in Pyhäjoki oder in Simo sowie über das Endlagerungsprojekt der Posiva Oy für Olkiluoto 4 Diese Grundsatzentscheidungen wurden an die Bedingung geknüpft, dass die Lizenzanträge innerhalb von fünf Jahren zu stellen seien. Fennovoima erhielt darüber hinaus die Auflage, innerhalb der nächsten sechs Jahre ein Konzept zur Entsorgung ausgedienter Brennelemente vorzulegen. Am 1. Juli 2010 wurden diese Entscheidungen vom finnischen Parlament mit folgenden Stimmenverhältnissen ratifiziert. 120:72 (TVO) 121:71 (Fennovoima) 159:35 (Posiva) Argumente pro und contra Die Argumente der Regierung für die positive Grundsatzentscheidung zugunsten TVO und Fennovoima waren Die Ziele der Klima- und Energiestrategie zu erreichen, insbesondere die Ziele einer autarken Stromversorgung sowie einer Senkung der Treibhausemissionen. Dem Strombedarf der finnischen Industrie zu entsprechen. Beide Unternehmen werden Strom zum Selbstkostenpreise für ihre Eigentümer erzeugen. Die negative Entscheidung gegen das Projekt Loviisa 3 von Fortum wurde u.a. begründet mit den noch bis 2027 bzw. 2030 gültigen Betriebslizenzen für Loviisa 1 und Loviisa 2. Zudem ist Fortum mit einem Viertel an TVO beteiligt und erhält daher Strom über die Reaktoren Olkiluoto 3 und 4. Betreiber tragen Entsorgungsund Stilllegungskosten Die finnische Regierung beschloss1983, dass im Jahr 2020 mit der Einlagerung ausgedienter Brennelemente in einem untertägigen Endlager im tiefen geologischen Untergrund begonnen wird. Zuständig hierfür ist die Endlagergesellschaft Posiva Oy, die sich im Besitz von TVO (60 %) und FPH (40 %) befindet. Grundsatzentscheidungen zugunsten des Endlagers Onkalo in Olkiluoto wurden in den Jahren 2000, 2002 und 2010 getroffen. 2004 wurde mit geologischen Untersuchungen begonnen. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse soll im Jahr 2012 der Bauantrag für das eigentliche Endlager gestellt werden. Sämtliche Entsorgungs- und Stilllegungskosten sind von den Betreibern zu tragen. Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 17
Energia Energie Leif Fagernäs, Hauptverband der Finnischen Wirtschaft (EK): Energie als Wachstumsquelle In Finnland entfallen ca. 50 % des Stromverbrauchs auf die Industrie. Dies dürfte auch in den nächsten 20 Jahren so bleiben. Etwa 40 50 % der finnischen Industrie sind energieintensive Sektoren. In einigen Exportbranchen machen die Stromkosten nicht weniger als 30 50 % der gesamten Produktionskosten aus. Energie muss daher in Finnland zu wettbewerbsfähigen Kosten verfügbar sein. The share of The industry share of industry electricity in electricity consumption is approx. 50 consumption % is approx. 50 % Industry total 46% Other consumption total 51% Die Entscheidung der finnischen Regierung und des finnischen Parlaments, den Bau von zwei neuen Kernkraftwerken zu genehmigen, war für die finnische Industrie von ausgesprochen großer Bedeutung. Es stellt sich jedoch die Frage, wie die finnische Industrie bis 2020 mit steigenden Strompreisen fertig werden wird. Finnland hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch bis 2020 auf 38 % zu erhöhen. Dies bedeutet, dass 37,5 TWh zusätzlich durch erneuerbare Energien erzeugt werden müssen, was der Kapazität von zwei Kernkraftwerken entspricht. Die Subventionen für die Erzeugung erneuerbaren Energien dieser Größenordnung dürften sich auf knapp 350 Mio. pro Jahr belaufen, wovon allein 200 Mio. auf den Einspeisetarif für Windenergie und Biogas entfallen würden. Die finnische Antwort auf die klima- und energiepolitischen Herausforderungen geht in zwei Richtungen. Zum einen sind die inländischen Emissionen zu reduzieren, was durch die effektive Nutzung von Energie, durch eine effiziente Stromerzeugung sowie durch den Einsatz kohlenstofffreier Energiequellen wie Kernenergie und erneuerbarer Energie erreicht werden kann. Zum anderen kann die finnische Industrie weltweit einsetzbare Lösungen und Produkte bereitstellen. Hierzu zählen energieeffiziente Produktionsprozesse und -ausrüstungen (z.b. Prozessautomation, Papiermaschinen, Schiffsmotoren, Hafenkräne usw.) sowie Technologien und Kraftstoffe zur Energieerzeugung (z.b. KWK-Anlagen wie Biokraftwerke, Komponenten für Windkraftanlagen, Biokraftstoffe u. dgl.) Nachdem finnische Unternehmen ihre Energieeffizienz verbessert und ihre Schadstoffemissionen verringert haben, haben sie sich selbst ein Know-how angeeignet, das jetzt weltweit nachgefragt wird. Finnische Firmen können daher globale Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz und kohlenstoffarme Produkte anbieten und auf diese Weise weltweit zu einer Erleichterung der Umweltprobleme beitragen. In Finnland selbst hat sich die Nutzung erneuerbarer Energiequellen in den letzten 25 Jahren verdoppelt. Die CO 2 -Emissionen bei der Energieerzeugung liegen in Finnland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Nicht weniger als 66 % der finnischen Stromerzeugung ist CO 2 -frei. Jukka Leskelä, Verband der finnischen Energieindustrie Investitionsausblick für die Energieerzeugung in Finnland Finnland ist das kälteste Land in der Europäischen Union, was natürlicherweise zu einem hohen Heizbedarf führt. Finnland hat daher pro Kopf der Bevölkerung den zweithöchsten Primärenergieverbrauch und den höchsten Stromverbrauch in der EU. Finnland ist ferner der zweitgrößte Produzent von Strom aus der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Die KWK-Anlagen in Finnland haben mit durchschnittlich 83 % den höchsten Wärmewirkungsgrad in der EU. Finnland verfügt über keine fossilen Brennstoffe, es hat jedoch den höchsten Anteil von Biomasse an der Energieerzeugung. Niedrigste Strompreise in der EU Die Strompreise für Privathaushalte sind kaufkraftbereinigt in Finnland niedriger als in jedem anderen EU-Mitgliedsland. Die Strompreise werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zwar steigen, jedoch nicht so schnell wie die Kaufkraft der privaten Haushalte. Die Stromimporte sind in Finnland um ein Mehrfaches höher als die Stromexporte, wobei Russland der wichtigste ausländische Stromlieferant für Finnland ist. Die Abhängigkeit von Stromimporten gehört zu den energiepolitischen Herausforderungen Finnlands. Umfangreiche Investitionen in neue Kraftwerke sind daher unumgänglich. Um den Spitzenenergiebedarf aus einheimischer Energie zu decken, sind bis 2030 neue Produktionskapazitäten von 7.000 8.000 MW notwendig. Bis 2050 beläuft sich der Investitionsbedarf sogar auf 19.000 27.000 MW. Die energiepolitische Strategie Finnlands ist eng gekoppelt an energiepolitische Entscheidungen der Europäischen Union. Hierzu gehört die Steigerung des Anteils erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch von derzeit 28 % auf 38 % im Jahre 2020. Die verstärkte Nutzung von holzbasierter Bioenergie und von Windkraft spielt dabei eine wichtige Rolle. Einspeisetarife für Wind, Biogas und Hackschnitzel unterstützen dies. Zu den Zielen der finnischen Energiepolitik gehören ferner eine generelle 18 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010
Energia Energie Senkung des Energieverbrauchs sowie die Selbstversorgung mit Strom. Nicht zuletzt ist die positive Einstellung zur Kernenergie eines der Schlüsselelemente der finnischen Energiepolitik. Kohlenstoffneutrale Vision Die finnische Energieindustrie hat eine kohlenstoffneutrale Vision zur Stromversorgung und zur Fernwärme im Jahr 2050 in Finnland vorgelegt, die auf folgenden Annahmen basiert: höhere Selbstversorgung mit Energie bessere Energieeffizienz Senkung des Gesamtenergieverbrauchs bis 2050 um ca. 20 % Steigerung des Anteils von Strom am Gesamtenergieverbrauch von knapp 30 % auf nahezu 50 % Zunahme des Verbrauchs von erneuerbarer und einheimischer Energie allgemeiner Anstieg des Bruttoinlandproduktes The cheapest electricity (PPS) in EU-27 Price of electricity for households Balanced with purchasing power all taxes included Late 2008 according to Eurostat Prognose zur Entwicklung des Stromverbrauchs in Finnland in TWh/a 2007 2030 2050 Wohnungswesen 23 24 26 24 27 Industrie 48 49 56 48 58 Dienstleistungen und öffentlicher Sektor 15,5 22 30 40 Transport 0,5 3 8 10 Ausfälle 3 3 4 Insgesamt 90 100 111 113 138 Patrick Frostell, Verband der finnischen Technologie-Industrie Die Zukunft der finnischen Windenergie-Industrie gehört dem Europäischen Verband für Windenergie (EWEA) an und besteht aus derzeit 22 Mitgliedsunternehmen, in deren Windenergie-Sparten mehr als 3.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die finnische Windenergie-Gruppe hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Anteil Finnlands auf dem Weltmarkt für Windenergie von derzeit 3,4 % auf 7 % zu steigern. Dies würde den Umsatz der finnischen Windenergie- Industrie in den nächsten zehn Jahren ssibilities Innerhalb of des Verbandes the Finnish der Finnischen wind von derzeit power 2 Mrd. auf 12 Mrd. Technologie-Industrie, die in Finnland versechsfachen. Hierzu sollen neben ry die Branchen Metallerzeugung und den Lieferungen von Komponenten und -verarbeitung, den Maschinen- und Material auch Planungs- und Systemleistungen beitragen. Im Fokus stehen sibilities Fahrzeugbau (inkl. Schiffbau), die Elektrotechnik the Finnish und Elektronik technology sowie industries die In- market dabei vor share allem of Windkraftlösungen the für the last years wind power formationstechnologie business have been repräsentiert, approximately hat 3 % arktische Verhältnisse, bei denen Finnland share einen of natürlichen 3% in a Vorteil besitzt. se the Finnish sich eine industry so genannte is able Wind to keep Power its Technology market. Group export gebildet. value Diese 3 im Billion Jahre per annum Die finnische 2020 Windenergie-Industrie market ly expanding case the 2002 Finnish gegründete industry Windenergie-Gruppe is penetrating the market konzentriert reaching sich a daher vor allem auf share of 7 % of the global market. export value 12 billion per die Entwicklung 2020 von Eissensoren, The Finnish The Finnish wind power wind power industry industry on the on the global market eisfreien Windsensoren sowie 14000 12000 Technologien 10000 für die Funktionsfähigkeit von 8000 6000 Rotorblättern unter 4000 arktischen Betriebsbedingungen. 2000 0 Aufgrund seiner langen maritimen Million /a 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Mitgliedsunternehmen der finnischen Windenergie-Gruppe Windturbinen Mervento Oy (www.mervento.fi) Winwind Oy (www.winwind.com) Elektrische Komponenten ABB Oy (www.abb.fi) Fibox Oy (www.fibox.fi) Neorem Magnets Oy (www.neorem.fi) Powernet Oy (www.powernet.fi) The Switch Electrical Machines Oy (www.theswitch.com) Trafotek Oy (www.trafotek.fi) Getriebe- und Hydraulikkomponenten Moventas Oy (www.moventas.com) Hydroill Oy (www.hydroill.com) Bauteile Ahlstrom Glassfibre Oy (www.ahlstrom.com) Amroy Europe Oy (www.amroy.fi) Componenta Oy (www.componenta.com) Destia Oy (www.destia.fi) EasyWind Oy (www.viafin.fi) Hollming Works Oy JTA-Connection Oy (www.jtaconnection.fi) Pemamek Oy (www.pemamek.fi) Rautaruukki Oyj (www.ruukki.com) Toivalan Konepaja Oy (www.toivalankonepaja.fi) Planung Pöyry Finland Oy (www.poyry.fi) VTT (www.vtt.fi) Tradition verfügt Finnland ferner über eine große Expertise im Offshore-Bereich, deren Bedeutung für die Windenergie in den kommenden Jahren überproportional stark zunehmen wird. Turnover Turnover with a market share of 7 % Turnover with a market share of 3 % Deutsch-Finnischer Handel 4 2010 1 19
Energie Energia Das MW-Power Biokraftwerk im nordhessischen Bad Arolsen ist eines von sechs Anlagen der finnischen MW Power Oy in. MW Power präsentierte erste Modul-Biokraftwerke in Am 12. Oktober 2010 fanden sich im Kraftwerk von Bad Arolsen (Hessen) über 100 Gäste zu einer Feierstunde ein. Anlass der Veranstaltung war der erfolgreiche Bau und Betrieb von sechs gleichartigen MW Power-Biokraftwerken in. MW Power, ein Joint Venture von Metso und Wärtsilä, konzentriert sich auf innovative Technologien zur Nutzung nachwachsender lokaler Brennstoffe und gehört zu den führenden Anbietern von kleinen und mittelgroßen Kraft- und Heizwerken. Das Holzheizkraftwerk am Standort Bad Arolsen wurde im Oktober 2009 in Betrieb genommen und jetzt erstmalig im vollen Betrieb vorgestellt. Die Präsentation zeigte, dass sich die modularen KWK-Kraftwerke von MW Power hervorragend in den deutschen Energiemix einfügen. Sie sind kosteneffizient, können dank der Vorfertigung der Module in Finnland schnell für den deutschen Markt bereitgestellt werden und erfüllen die strengsten europäischen Standards für erneuerbare Energien und Emissionswerte. Ich bin mit diesem Tag außerordentlich zufrieden, weil die Teilnehmer starkes Interesse an unseren lokalen Energielösungen gezeigt haben, erklärte Jorma Lehtoviita, Geschäftsführer von MW Power. Das stimmt mich optimistisch, was unsere künftigen Aktivitäten auf dem deutschen Markt betrifft. gehört zu unseren wichtigen Märkten, auf die wir uns jetzt stärker konzentrieren. Das Holzheizkraftwerk in Bad Arolsen ist eine von sechs Anlagen im Portfolio des MW Power-Kunden Bayernfonds BestEnergy 1, deren Gesamtinvestitionsvolumen sich auf mehr als 150 Millionen beläuft. Derzeit sind bereits fünf von insgesamt sieben MW Power-Kraftwerken in Betrieb, und das sechste startete am 14. Oktober 2010 im sächsischen Niesky. Ein siebtes entsteht im hessischen Steinau an der Straße. Die Synchronisation dieses modularen Holzheizkraftwerks ist für das erste Quartal 2011 geplant. Der Anteil der erneuerbaren Energie am gesamten Energieverbrauch nimmt in ständig zu. Das führt zu einem immer stärkeren Einsatz von Biomasse und zur Entwicklung unterschiedlicher Bioenergielösungen. Zu dieser Entwicklung leistet MW Power mit seinen Holzheizkraftwerken einen entscheidenden Beitrag. Bei der Veranstaltung in Bad Arolsen verwies MW Power auch auf seine jüngste Entwicklungsarbeit in der Kraftwerksplanung und sein neuestes Produkt, das modulare Kraftwerk Biopower 8 (mit BFB Verbrennungstechnologie), das Ende 2011 in der belgischen Gemeinde Ham in Betrieb gehen wird. Die von MW Power entwickelten Kraftwerke vom Typ Biopower 5 sind vom Aufbau her vollständig modular. Sie verfügen über einen konischen BioGrate-Drehrost, der in seiner Mitte durch eine Förderschnecke mit Brennstoff beschickt wird, einen breiten Rostbereich für die vollständige Verbrennung, eine flexible und kontrollierte Verteilung der Primärluft, einen effizienten Aschenrost sowie eine Rauchgasrezirkulation zur Kühlung des Rosts. n 20 Deutsch-Finnischer Handel 4 2010